Deutschstunde
Deutschland 2019; Regie: Christian Schwochow; Drehbuch: Heide Schwochow nach dem gleichnamigen Roman von Siegfried Lenz; mit: Levi Eisenblätter, Ulrich Noethen, Tobias Moretti, Johanna Wokalek, Sonja Richter; 126 Min
Deutschland, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Siggi Jepsen, ein junger Mann, muss in einer Strafanstalt einen Aufsatz zum Thema „Die Freuden der Pflicht“ schreiben. Er findet keinen Anfang, das Blatt bleibt leer. Als er die Aufgabe am nächsten Tag nachholen muss, diesmal zur Strafe in einer Zelle, schreibt er wie besessen seine Erinnerungen auf. Erinnerungen an seinen Vater Jens Ole Jepsen, der als Polizist zu den Autoritäten in einem kleinen norddeutschen Dorf zählte und den Pflichten seines Amtes rückhaltlos ergeben war. Während des Zweiten Weltkriegs muss er seinem Jugendfreund, dem expressionistischen Künstler Max Ludwig Nansen, ein Malverbot überbringen, das die Nationalsozialisten gegen ihn verhängt haben. Er überwacht es penibel und Siggi, elf Jahre alt, soll ihm helfen. Doch Nansen widersetzt sich – und baut ebenfalls auf die Hilfe von Siggi, der für ihn wie ein Sohn ist. Der Konflikt zwischen den beiden Männern spitzt sich immer weiter zu und Siggi steht zwischen ihnen. Anpassung oder Widerstand? Diese Frage wird für Siggi entscheidend.
1968 erscheint Siegfried Lenz’ erfolgreichster Roman „Deutschstunde“ im gesellschaftlichen Umfeld der 1968er, die Studentenproteste sind auf dem Höhepunkt. Autoritäten werden infrage gestellt und die junge Generation prangert das anhaltende Schweigen der Väter über die NS-Zeit an und fordert eine Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte. Regisseur Christian Schwochow ist das Wagnis einer Neuverfilmung eingegangen.
Der Roman erzählt davon, welche tiefen Risse der Krieg in der deutschen Seele hinterlassen hat, und ragt damit bis in unsere Gegenwart hinein. Kein anderer Roman hat das für mich in dieser Tiefe erreicht.
Christian Schwochow
