10. Nacht des Fado
Ein neuer Termin wird ab 1. Juni bekanntgegeben.
Fado ist weder Folklore noch Volksmusik, sondern Ausdruck des Seelenzustands der Portugiesen: der Saudade. Der Fado nahm seinen Ausgang in kleinen portugiesischen Spelunken im damals düsteren und berüchtigten Hafenviertel Lissabons, der Alfama. Prostituierte, Tagelöhner, Schmuggler und Seeleute prägten das Bild der engen Gassen. Dazwischen Frauen auf der Suche nach ihren nicht mehr zurückgekehrten Männern, die ihre ans Meer verlorenen Matrosen beweinten. Auch zur Auswanderung gezwungene Familien nahmen in der Alfama einen letzten Abschied von ihren Liebsten. So wundert es nicht, dass viele Lieder des Fado von Heimweh handeln, vom Abschied, von unglücklicher Liebe, Trauern um die gute alte Zeit und von der Sehnsucht nach einer besseren Zukunft. Von der Alfama breiteten sich die Fado-Kneipen auf die Viertel Mouraria und Bairro Alto aus. (In allen drei Bezirken gibt es aktuell eine hohe Dichte an Tascas do Fado.) Später vom diktatorischen Regime (1933 – 1974) vereinnahmt, galt der Fado lange Zeit als reaktionär – der großen Amalia Rodrigues gelang hier der Spagat, einerseits dem Regime als ungefährlich zu erscheinen und andererseits zum Weltstar aufzusteigen und Fado erstmals weltweit bekannt zu machen. Von Künstlern wie Carlos do Carmo wurde der Fado nach dem Sturz der Diktatur ab Mitte der 1970er-Jahre wiederbelebt und in die Welt hinausgetragen. Dass Fado vor allem eine Männer-Domäne war (und auch noch ist!) wird von unserer, nach schnell konsumierbaren Schönheiten fordernden Konsumgesellschaft gerne vergessen. Den weltweiten Siegeszug des Fado traten Mitte der 1990er-Jahre schließlich eine Armada an jungen Lissabonner Frauen an. Der anhaltende weltweite Fado-Boom bringt immer neue Namen hervor, die es verdienen auch gehört zu werden, und es scheint, als ob es in Lissabon kein Ende an großen Talenten und zukünftigen Stars geben würde. Eine der neueren Stimmen Lissabons ist Sofia Ramos. Für die ausgebildete Schauspielerin, Balletttänzerin, Klaviervirtuosin und Sängerin spielte Musik – auch Fado – zu Hause von Kindesbeinen an immer eine Rolle. Ihr Großvater gehörte zu einem bekannten Männerchor des Alentejos und auch ihr Bruder singt und spielt Gitarre. Als sie 2014 in einem Musiktheater die Rolle der großen Fadista Herminia Silva zu spielen hatte, beschloss Sofia, sich ganz dem Fado hinzugeben. Kurze Zeit später erhielt sie ihr erstes Engagement im Fadolokal „Povo”, begann sich einen Namen als sehr delikate Fadista zu machen und erhielt weitere Verpflichtungen in anderen Fadohäusern. Ihre erste CD erschien 2016. Carlos Leitao hatte in Portugal lange den Ruf eines höchst talentierten, verlässlichen und besonnenen Gitarristen, der gemeinsam mit seinem Bruder Henrique Leitao (portugiesische Gitarre) mit fast allen Fado-Größen der Szene arbeitete, bis er 2013 selbst ein Album als Fadista aufnahm, das zu den allerfeinsten Tondokumenten des Genres zählt. Nun ist er auch als Sänger ebenso gefragt. Das topaktuelle dritte Album „Casa Vazia“ (leeres Haus) beinhaltet abermals Streifzüge durch Carlos seelische Gebäude. Mit seinem zweiten Album „Sala de Estar“ legte der sympatische Fadista und Gitarrist seinem wunderschönen Erstling „Do Quarto“ (das Zimmer) nicht einfach ein weiteres Fado-Album nach, sondern wagte sich in sein eigenes musikalisches Wohnzimmer (so der Titel übersetzt), um in der weiten musikalischen Landschaft Portugals herumzuspazieren. Ein ganz großer Wurf! „Here I am in everything I write, compose and sing. Everything fit inside a room where I tasted honey and gall, where I smiled and wept, and from where I surrended with a full soul to an insinuating music which was made mine for natural condition. „The Room,“ I will always be me.“
Website: www.weltenklang.at
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