Do, 19 Jan

11. Nacht des Fado

Sara Paixão & Carlos Leitao Ensemble
Carlos Leitao und die Fadista Sara Paixão, der neue Stern am Fado-Himmel

Geboren 1991 in Lissabon, begann Sara Paixão mit 16 Jahren, dem Fado zu erliegen. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Brotberuf als Zahnhygienikerin und ihrer Leidenschaft, erarbeitete sie sich über die Jahre einen hervorragenden Ruf als Fado-Sängerin der alten Schule. Von den kleinsten Fado-Clubs sang sie sich buchstäblich empor, bis sie ihr Weg schließlich über das authentischste Fado-Haus Lissabons, Senhor Vinho (Besitzerin ist die Fado-Legende Maria da Fé), bis in den „Olymp“ der Szene, den Clube de Fado führte!

Carlos Leitao stellt seine neue, pure Fado-CD „Simples“ mit zehn Eigenkompositionen vor, was einer Sensation gleichkommt, sind doch die meisten aktuell gesungenen Fados Wiedergaben bestehender Texte. Carlos Leitao bereichert somit das Repertoire an Fados mit seinen zeitgenössischen Kompositionen. Die CD wurde ohne Kompromisse an moderne Strömungen in der klassischen Besetzung Konzertgitarre (Luis Pontes & Carlos Leitao), portugiesische Gitarre (Bruno Chaveiro & Henrique Leitao) sowie akkustischer Bass und Kontrabass (Carlos Menezes) aufgenommen. Carlos Leitao hatte in Portugal lange den Ruf eines höchst talentierten, verlässlichen und besonnenen Gitarristen, der gemeinsam mit seinem Bruder Henrique Leitao (portugiesische Gitarre) und ihrem engsten Freund Carlos Menezes (Akkustik-Bass) mit fast allen Fado-Größen der Szene arbeitete, bis er 2013 selbst das Album „Do Quarto“ als Fadista aufnahm. Mit seiner zweiten CD „Sala des Estar“ und dem dritten Werk „Casa Vazia“ gelang ihm endgültig der Durchbruch als Fadista, Gitarre spielt er nur noch auf dieser Tour.

Die Geschichte des Fado ist weder Folklore noch Volksmusik, sondern Nationalheiligtum und Ausdruck des Seelenzustands der Portugiesen: der Saudade. Die Ursprünge des Fado und auch der Name liegen in einem Tanzstil, der vornehmlich von afrikanischen Sklaven in Brasilien getanzt wurde. Um 1820, nachdem Napoleons Besetzung von Portugal mit Hilfe der Briten beendet wurde und die Königsfamilie aus dem brasilianischen Exil zurückkehrte, wurde dieser Tanz von den Matrosen nach Lissabon importiert und entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einer reinen Gesangsdarbietung, begleitet von einer klassischen spanischen Gitarre und einer Weiterentwicklung der „English Cister“. Dieses englische Instrument mit seinem hellen Klang verbreitete sich ebenfalls um ca 1800 durch die englischen Käufer und Spediteure des Portweins! Mit weiteren Anleihen, z. B. der indischen Sitar, wurde daraus die „Guitarra Potuguesa“. Ab 1830 fanden Fado-Gesänge ihren Ausgang in kleinen portugiesischen Spelunken im damals düsteren und berüchtigten Hafenviertel Lissabons, der Alfama. Prostituierte, Tagelöhner, Schmuggler und Seeleute prägten das Bild der engen Gassen. Dazwischen Frauen, auf der Suche nach ihren nicht mehr zurückgekehrten Männern, die ihre ans Meer verlorenen Matrosen beweinten. Auch zur Auswanderung gezwungene Familien nahmen in der Alfama einen letzten Abschied von ihren Liebsten. So wundert es nicht, dass viele Lieder des Fado von Heimweh handeln, vom Abschied, von unglücklicher Liebe, Trauern um die gute alte Zeit und der Sehnsucht nach einer besseren Zukunft. Von der Alfama breiteten sich die Fado-Kneipen auf die Viertel Mouraria und Bairro Alto aus. Später vom diktatorischen Regime (1933–1974) vereinnahmt, galt der Fado lange Zeit als reaktionär. Der großen Amalia Rodrigues gelang der Spagat: einerseits dem Regime als ungefährlich zu erscheinen und andererseits zum Weltstar aufzusteigen und Fado weltweit bekannt zu machen. Von Künstlern wie Carlos do Carmo wurde er nach dem Sturz der Diktatur ab Mitte der 1970er-Jahre wiederbelebt und in die Welt hinausgetragen. Den Siegeszug des Fado traten Mitte der 1990er-Jahre schließlich eine Armada an jungen Lissabonner Frauen und Männer an. Der anhaltende weltweite Fado-Boom bringt immer neue Namen hervor, die es verdienen auch gehört zu werden und es scheint, als ob es in Lissabon kein Ende an großen Talenten und zukünftigen Stars geben würde.

Besetzung:
Carlos Leitao – Gesang & Viola (= Konzertgitarre)
Sara Paixão – Gesang
Henrique Leitao – Guitarra Portuguesa (= portugiesische Gitarre)
Carlos Menezes – Baixo (= akkustischer Bass)

Website: www.weltenklang.at

Carlos Leitão